Internationale Gäste zu Besuch

 

Im Rahmen der „Tage der Begegnung“ Langenstein-Zwieberge nahmen Schüler und Schülerinnen der Klassen FOV 16, FOG 16, VAF 17, VGE 17 und VF 16 am 13.4. an Zeitzeugengesprächen teil. Die Gäste, die Familienangehörige ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge sind und aus Lettland, Frankreich, Belgien und der Ukraine kamen, erzählten ihre Familiengeschichten.

 

Die Gäste waren keine unmittelbaren Zeitzeugen. Überlebende gibt es nicht mehr viele, nur noch 2 ehemalige Häftlinge konnten aus Alters- und Gesundheitsgründen zu den alljährlich stattfindenden „Tagen der Begegnung“ kommen. Inzwischen kommen aber ihre Söhne, Enkel und sogar Urenkel in jedem Jahr nach Langenstein, und auch sie können die bewegende Geschichte ihrer Väter weitergeben und ihren eigenen Umgang mit ihrer Familiengeschichte.

So erfuhren wir z.B. von den Söhnen Gilles Tepus und Claude Sampson, wie ihre Väter im KZ bei der schweren Arbeit im Stollen leiden mussten, den Todesmarsch überlebten oder bei der Befreiung des Lagers durch eine amerikanische Panzerdivision gerettet wurden. Wassili Melnitschuk. aus der Ukraine berichteten, wie schwierig die Rückkehr seines Vaters nach dem 2. Weltkrieg in ihre damals sowjetische Heimat war, denn schnell galt ein Rückkehrer als „deutscher Kollaborateur“. Ieva Zagorska .aus Riga berichtete, dass ihr Vater trotz seiner schlimmen Zeit in Langenstein Arzt wurde und eine Familie gründete. Andre Maurage aus Belgien hatte seine Enkelin Elodie mitgebracht, sein Vater hatte als Postbeamter die Weiterleitung von Briefen der Nazis blockiert und wurde verhaftet und deportiert.

Auch um aktuellen Schwierigkeiten und politische Probleme ging es in den Diskussionen. Da auch Enkel und Urenkel von ehemaligen Häftlingen unsere Gäste waren, war sehr eindrücklich zu spüren, welche Spuren bis in die heutige Zeit diese schrecklichen Verbrechen der Nazis hinterlassen haben. Die Häftlinge damals waren ja zum Teil in dem Alter, in dem ihre Urenkel und auch die Schüler und Schülerinnen unserer Schule heute sind. Einigkeit bestand nach dem Gespräch, dass gemeinsam alles dafür tun müssen, dass dies Verbrechen nicht vergessen werden und sich nicht wiederholen können. Dafür ist der erste Schritt, miteinander zu reden und sich kennen zulernen, egal aus welchem Land man kommt oder welche Sprache man spricht.

 

Am Sonntag, 15.4., nahmen auch Schülerinnen bzw. ehemalige Schülerinnen unserer Schule an der Aktion der 2. Generation teil, die im Rahmen der Gedenkveranstaltung mit dem Thema „2000 Leben für den Bau eines Stollens“ durchgeführt wurde. Diese Aktion (weitere Infos auf der Homepage des Fördervereins Langenstein-Zwieberge) endete mit einer Unterschriftensammlung für den Erhalt des Zugangs des Stollens für Besucher der Gedenkstätte, der gesichert bleiben muss. (Der Stollen steht im Rahmen des Insolvenzverfahrens des derzeitigen Eigentümers zur Versteigerung.)

 

Martina Lucht